Rolf Juffernbruch    

Für mich war es im Grunde fast von Beginn an ein ungewohnt entspanntes Spiel. Bedingt durch den Spielmodus, bot sich das Bündnis mit England geradezu an. Wenngleich ich auch mit Deutschland ernsthaft verhandelt habe, erschien mir ein Bündnis mit England erheblich einfacher, was sich dann auch bewiesen hat. Ich für meinen Teil habe jedenfalls zu keinem Zeitpunkt an der Verlässlichkeit Englands gezweifelt, sieht man mal vom letzten Zug ab (Matthias, Du Sau ;-)

Recht schnell waren im Norden die Fronten klar. Deutschland und Russland mussten sich gegen unsere Allianz stellen, allerdings festigte sich dieses Bündnis erst, als es für Deutschland eigentlich schon zu spät war. Der Osten schien hingegen ein etwas undurchscheinbares Chaos zu bleiben, was sich für uns nur positiv auswirken konnte.

Der einzige Knackpunkt nach der Niederlage Deutschlands war das Verhalten Italiens. Auch wenn ich mir ganz unbescheiden gewisse diplomatische Fähigkeiten zuschreibe, war ich doch selbst erstaunt, wie leicht es war, Italien zum Angriff gegen Österreich zu bewegen. Vor dem stab gegen Italien habe ich in der Tat noch eine Zeitlang überlegt, ob ich es wirklich tun sollte, aber es gab im Grunde keine Alternative.

Danach war ja dann eigentlich schon alles gelaufen. Stellte sich dann die Frage, ob ein Angriff auf Österreich oder die Türkei stattfinden sollte. Das einzige, das ich verhindern musste, war ein großes Ost-Bündnis. So bot ich Österreich an gemeinsam gegen die Türkei vorzugehen. Meine Entscheidung zum stab gegen Österreich wiederum kam dann spontan und war eher durch Langeweile als durch strategische Erwägungen geprägt, wenngleich ich glaube, dass es die bessere Wahl war, da einzelne VZs in der Türke am Ende vielleicht gegen erstarktes Österreich nicht zu halten gewesen wären, wohingegen ein kompakter Block im Westen mehr Sicherheit bot.

In den letzten beiden Jahren, stellte sich dann nur noch die Frage danach, ob ich ein Solo anstreben sollte und wenn nicht, wie ich mich im Hinblick auf die Halbfinalteilnahme der anderen verhalten sollte. Das Solo habe ich nie ernsthaft erwogen, da ich eine gewisse Schuld gegenüber England gesehen habe, dessen Loyalität mir immerhin diese Position mit ermöglicht hatte. Am Ende hielt ich es dann auch für sinnvoll Österreich soweit möglich noch ein Tür fürs Halbfinale offen zu halten.

Ich sehe das ganz pragmatisch, denn vielleicht begegnet man sich im weiteren Verlauf des Turniers wieder und wenn man sich das Finale der letzten DM anschaut, so hat am Ende die persönliche Sympathie eines chancenlosen England für den späteren Sieger Österreich entschieden. Insofern kann es nie schaden, wenn man ein paar "Freunde" in der nächsten Runde hat. Natürlich weiß ich, dass es keine Unterstützung einzufordern gibt und es ist auch nicht wahrscheinlich, dass eine entsprechende Situation entsteht und ich bin auch nicht so vermessen anzunehmen, dass ich mir damit eine Unterstützung verdiene, aber man weiß ja nie... ;-)

So, zum Schluss noch mal Danke an alle. Es hat sehr viel Spaß gemacht mit Euch.

Schönen Gruß Rolf

 

Matthias Lenschow 

Von Anfang an, hatte ich mit Rolf zusammengespielt - das hatte natürlich jeder gleich durchschaut. Nachdem also der Julian mir pausenlos sinnlose Angebote machte, hatte sich das dann auch nicht mehr geändert. Einzig und allein Arne, hat mich mehr als einmal gelinkt - wofür er natürlich dann auch absolut gerechtfertigt befriedet wurde :)

Insgesamt war für mich die Partie sehr spannend, da ich sehr unter dem Joch Deutschlands und Englands litt. Die Angebote Russlands waren nicht wirklich welche. Meine hingeworfene Zuckerstückchen hat Arne nicht genommen, sondern jeweils versucht mich zu hintergehen. Böser Junge !

Zu guter letzt war ich dann doch noch unter Druck geraten als sich abzeichnete, dass dem Österreicher die Ländereien mehr oder weniger hinterher geworfen wurden. Der Bruch mit Frankreich, hatte der Ösi wohl seinen immer unverschämteren Forderungen zu verdanken - ein bisschen mehr piano - und Rolf hätte vielleicht ruhig gehalten.

Ich war mir zu guter letzt dann auch nicht mehr sicher, inwieweit nun wem die VZ nachgeschmissen , bzw. ob Rolf nun doch durchzieht. Da ich bei der WM gerade so ein AHA Erlebnis hatte, habe ich mich für den Sicherheitszug entschieden. Rolf hatte Wort gehalten, er hat den momentanen 3.tten Platz bei der DM verdient.

 

Stefan Unger 
zuerst einmal, wie es sich gehört, meine glückwünsche an den sieger: rolf, du hast verdient gewonnen. auch matthias ist natürlich zu gratulieren für seinen einzug ins halbfinale, ob es für mich im letzten moment noch gelangt hat, weiß ich beim verfassen dieses kommentares leider noch nicht. zum spiel: nach der auslosung hatte ich schon ziemlich kräftig geschluckt, als ich feststellen durfte, daß ich mit rolf und matthias zwei starke deac-spieler dabei hatte, was eigentlich nur noch von der anwesenheit von julian, arne und charles getoppt werden konnte, daher rechnete ich mir von anfang an lediglich eine chance aufs halbfinale aus, wenn ich mit jens (dem türken), dem zusammen mit mir wohl unerfahrensten spieler, zusammenarbeiten würde. warum? *schulterzucken* keine ahnung, aber irgendwie hatte ich mir das in den kopf gesetzt....  in den eifrigen verhandlungen vor dem ersten zat merkte ich gleich, daß ich einen guten draht zu julian (deutschland) und arne (russland) hatte, jens in etwa das hielt, was ich mir von ihm versprach, und charles (italien) und ich sogleich aneinander gerieten bei der frage, ob ich ihm griechenland überlassen würde oder nicht. erst eine vermittlung von julian konnte diese frage zu gunsten von charles klären, dachte er zumindest....mit matthias (england) und rolf (frankreich) hatte ich zwar kontakt, aber erstmal nichts wesentliches zu tun. es gelang mir schließlich jens dazu zu bewegen mit mir gen russland zu ziehen und auch julian unterstütze mich, wenn auch ungewollt und aus anderen motiven dabei. ich sicherte mir also serbien und griechenland im ersten herbst, der zug des italieners nach gre wurde eiskalt bestraft und dieser bei drei vz gehalten. leider erholte sich das verhältnis von charles von diesem zug meinerseits nie mehr wirklich, obwohl ich noch häufig den schulterschluß mit ihm suchte, angebote unterbreitete und ideen äußerte, nur um mir dann, nachdem er drei züge nicht geantwortet hatte, nach einem zat plötzlich anhören zu müssen, ich wäre nicht kooperativ genug, was mich doch ziemlich hart getroffen hat. aber meiner meinung hat ein italiener im ersten herbst einfach nichts in griechenland zu suchen. das ist und bleibt österreichisches territorium - es sei denn natürlich, ich spiele den italiener :-) .  danach gelang es mir mit hilfe von jens auch noch rum vom russen zu erobern und alles schien gut für mich zu laufen, wenn nicht der türke es geschafft hätte in jedem der ersten drei züge, nicht absprachegemäß zu ziehen, dafür merkwürdige begründungen zu  finden, sich in eine wunderbare stab-position zu bringen und mich dadurch zwangsläufig in die arme des russen zu treiben. es kam im herbst 02 dann auch wie es kommen mußte: ich eroberte bul vom türken und überließ dem russen rum, während jens dafür sorgte, daß charles bekam, was er wollte, nämlich griechenland.  währenddessen zeichnete sich im westen immer deutlicher die bis zum ende bestehende zusammenarbeit von matthias und rolf ab, obwohl ich zu diesem zeitpunkt noch einen kleinen hoffnungsschimmer hegte, diese allianz irgendwie noch sprengen zu können, um julian, zu dem ich trotz kleinerer differenzen immer noch einen sehr guten kontakt hatte, möglichst lang im spiel zu halten. die kommunikation mit rolf und matthias wurde intensiver, aber gebracht hat es letztlich nichts. bin gespannt auf den EOG der beiden, da mich interessiert, ob sie nicht wenigstens mal gewankt haben....  in den folgenden jahren ging es auf dem balkan sehr verwirrend hin und her, was wohl daran lag, daß beinahe jeden zug das gerade vorhandene bündnis von irgendwem gewechselt wurde, da der, der von uns dreien (arne, jens und ich) gerade allein da stand, immer sehr gute argument auffuhr, um wieder einen der beiden anderen umzustimmen und zum seitenwechsel zu veranlassen. im endeffekt tat sich fast gar nichts, während matthias und rolf ganz in ruhe weiter werkelten, den italiener auslöschten und julian in arge bedrängnis brachten.  erst spät rauften die ostmächte sich dann doch zusammen, versuchten eine front zum westen hin aufzubauen und julian zu stützen, aber es war zu spät, um england und frankreich aufzuhalten. julian fiel und die grabrede auf der homepage sollte nur zu deutlich von dem guten verhältnis zeugen, daß ich bis dahin zu ihm hatte. ich hatte eigentlich auch immer eine sehr gute kommunikation mit rolf und dachte, ich könnte ihn gen jens lenken, aber er ließ sich einfach nicht erweichen. arne ersann dann die idee mich mit seinen vz ins halbfinale zu bringen, da er zu schlecht dastand, um noch irgendeine chance zu haben und auch ein wohl derart schlechtes verhältnis zu matthias hatte, daß er jeden anderen lieber in der nächsten runde gesehen hätte. anfang 06 schloß auch jens sich dieser idee an, wodurch ich plötzlich den zweiten platz vor augen hatte. aber ich wurde von rolf einfach überrollt, obwohl man sagen muß, daß ich auch nicht sonderlich gut verteidigt hab. zu diesem zeitpunkt wurde dann bei uns im osten das 'projekt 18' geboren, das vermutlich ein völliges novum in einer diplomacy-partie darstellte: jens, arne und ich kamen auf die idee, rolf zum solosieg zu verhelfen, obwohl dieser das ausdrücklich nicht wollte, denn in diesem fall hätte matthias keine platzierungspunkte bekommen und wäre - obwohl zweiter - trotzdem ausgeschieden. durch diese idee entstand eine sehr kreative österreich-'verteidigung' meinerseits, die nicht nur der spielleiter mit verwunderung registrierte und wenn rolf im frühjahr 08 auch nur annähernd wie erwartet gezogen wäre, hätte er plötzlich auf achtzehn vz gesessen und im herbst durch einen freiwilligen rückzug meinerseits sogar das neunzehnte schlucken müssen. aber, es wäre ja zu einfach, wenn es geklappt hätte und stattdessen bot sich mir die chance, im letzten zug urplötzlich doch noch auf acht vz zu kommen, was ich natürlich zu nutzen gedachte. ob es allerdings noch fürs halbfinale gereicht hat, weiß ich, wie gesagt, noch nicht, aber was ich weiß ist, das ich nur zu gerne mal wieder mit einem der anderen sechs verrückten in einer partie spielen würde, denn alle waren sowohl kommunikativ als auch kreativ als auch engagiert bis zum letzten zug bei der sache und auch mit charles werde ich mich das nächste mal zusammenraufen können. versprochen. :-) rolf ist verdient ins halbfinale eingezogen, was ich bei matthias allerdings nicht so genau beurteilen kann. allerdings waren sowohl julian als auch arne nicht sehr gut auf ihn zu sprechen, da es natürlich so aussah, als wenn er einfach als anhängsel von rolf so mit durchgerutscht ist, ohne großartig selber etwas dafür zu können. genaueres kann ich dazu nicht sagen, aber die EOG's der anderen werden das ganze schon aufschlüsseln.  ein spezieller dank geht auch an mark, der die einfach zu leitende, aber schwierig von außen zu durchschauende, partie von markus nach ein paar zügen übernahm, sehr souverän weiterführte, trotz rosenmontag pünktlich auswertete (was ich ihm hoch anrechne), mich mit seinen kommentaren zur auswertung häufig zu einem breiten grinsen veranlasste, schon mal den newsticker zum eigenen land auf der homepage nach wunsch gestaltete und auch meine 'grabrede' für julian einfügte. danke.

@all:  habt dank, für das schöne spiel. gerne mal wieder.in alter feindschaft :-) stefan

 

Jens Schäfer

Natürlich will auch ich es mir nicht nehmen lassen, zum Schluss noch mal meinen Senf dazu zu geben.

Am Anfang natürlich die übliche Floskel: „Eigentlich bin ich ja Face-to-Face-Spieler und so weiter“, aber das spare ich mir einfach mal.

Es hat wie immer spaß gemacht und das lag nicht zuletzt an der perfekten Betreuung durch unseren Ersatz-SL Mark. Dafür vielen Dank.

Aber jetzt endlich in medias-res: Natürlich hatte ich zu Spielbeginn das Ziel, das Osmanische Reich in die nächste Runde zu bringen. Also als Sieger oder zumindest als Zweiter. Von daher bin ich auch gleich zu Beginn volles Risiko gegangen, um dem Russen, der mit eigentlich schon ein recht gutes Angebot gemacht hatte, das Leben schwer zu machen. Mein Erfolg in der ersten Runde sollte mir zunächst Recht geben. Denn Osmanien im ersten Herbst in Rumänien sieht man natürlich nicht allzu häufig. Ich war also durchaus guten Mutes.

Was jetzt her musste war ein Bündnispartner. Russland schied natürlich aus, aber auch der Österreicher sollte es nicht sein, denn damit habe ich nie gute Erfahrungen gemacht. Deshalb sollte der Italiener sich mit Österreich-Ungarn befassen, während ich mich weiter um Russland kümmern wollte.

Tja, als Charles dann zwar mit mir zusammenarbeitete, aber irgendwie die letzte Konsequenz in seinen Zügen vermissen ließ, dämmerte mir, dass das nicht die Letzte Lösung gewesen sein konnte. Und innerlich freundete ich mich bereits mit Russland, ohne das allerdings erkennen zu geben, denn am liebsten wollte ich zuerst nach Sevastopol und dann Frieden anbieten.

Mein Ziel wurde also Österreich. Und was macht man mit jemandem, dem man in den Rücken fallen will? Klaro, man schreibt ihm lange eMails. Tja, dumm nur, dass Stefan mir gleichzeitig auch lange eMails geschrieben hat. Aber angesichts der Tatsache, dass von Stefan für Gewöhnlich immer lange Mails kamen, hat mich das nicht stutzig gemacht. Wir verhandelten also wild durch die Gegend um den Fall Sevastopols auszubaldovern.

Tja und genau im falschen Moment haben wir versucht, uns gegenseitig hereinzulegen. Hätte ich in diesem Zug auf Sicherheit gespielt, dann hätte es zwischen Österreich und Osmanien fünf zu fünf gestanden, und da denn auch endlich Italien etwas gegen Österreich unternahm, wäre dann das österreichische Ende nahe gewesen.

Aber es kam bekanntlich anders. Ich habe Risiko gespielt und anstatt sechs zu vier für Osmanien stand es dann sechs zu vier für Österreich und Russland kam ungeschoren davon. Tja, und damit waren meine Chancen auf ein Weiterkommen eigentlich dahin, zumindest habe ich sie dann begraben.

Rache gegen Österreich wollte mir auch nicht wirklich gelingen, obwohl ich alles versucht habe. Ich wechselte meine Taktik und Ausrichtung ständig, um hier oder da noch etwas zu ärgern, aber der einzige Effekt war, dass mein Ziehen zusehends meine Nachbarn Österreich und Russland sowie den Spielleiter verwunderte J

Tja, ich musste mir tatsächlich den Vorwurf gefallen lassen, dass mein Spiel jegliche Kontinuität vermissen lässt. Dabei hatte mein Ziehen eigentlich eine ganz klare Konstante. Österreich am Weiterkommen hindern, so wie er es mit mir getan hatte. Stefan hinderte das allerdings nicht, mir weiterhin lange, ausfürhliche und freundliche Mails zu schreiben, in denen er über das weitere Vorgehen beraten wollte. Ich an seiner Stelle hätte da ganz schnell die Geduld verloren. Aber Stefan war ganz der Diplomat, deshalb hat er es wie kein anderer verdient, in die nächste Runde einzuziehen.

Das Ende in komprimierter Form: Ich beschloss also doch noch ein wenig Kontinuität in mein Spiel zu bringen, damit ich nicht nur mit Feinden aus diesem Spiel gehen sollte. Und irgendwann klappte die Kommunikation mit Russland doch noch und wir arbeiteten zusammen. Kühne Rechnungen wurden angestellt, wie vielleicht noch beide eine runde weiter kommen könnten. Naja, es waren sehr optimistische Prognosen, die Arne und ich gemacht haben.

Und als, kaum noch was möglich war, beschloss ich mich zu opfern, um Arne weiterzubringen. Bedingung dafür wäre ein deutsches Überleben gewesen, aber das hatte sich dann ja doch schnell erledigt. Doch was macht Arne? Anstatt mein Geschenk anzunehmen, macht er das Gleiche und opfert sich auch – aber wem?! Ausgerechnet Österreich!

Und obwohl es mich ein wenig Überwindung gekostet hat, habe ich mich entschieden mitzumachen und von da an wurde es richtig lustig. Pläne, wie das Projekt 18 wurden geschmiedet (dazu wird in den EOGK meiner Partner sicherlich noch genug stehen…..) und gerechnet, ob es für Österreich noch klappen könnte. Und das hat es dann ja gottlob auch.

Tja, die Dreierbeziehung Österreich-Russland-Osmanien hätte man sicher einfacher haben können, zumal wir mit unseren andauernden Querelen ja bei den anderen Spieler sicherlich für einiges an Kopfzerbrechen gesorgt haben.

Ich bedanke mich bei allen Mitspielern, es hat mir Spaß gemacht. Und vielleicht schaffe ich es irgendwann ja mal, bei einer online-Partie noch auf der Schluss-Landkarte zu erscheinen…….

Viele Grüße, Jens Schäfer

Und allen Qualifizierten aus DM17 viel Glück in den Halbfinal-Partien

 

Arne Senftleben  

1. Ausgangslage DM2003
Nach nur einem halben Jahr Teilnahme bei Ludo und schon einigen angefangenen Partien bereitete ich mich auf den bisherigen Höhepunkt meiner Diplomacy-Karriere gespannt vor.

Der erste Blick auf die Auswertung rief bei mir Zufriedenheit hervor. "Rrruuusland!" und "Khoroscho!"(rrruuusisch für "Schön!") waren meine ersten Reaktionen. Russland war für mich nichts unbekanntes und daher sollte das ganze schon klappen, dachte ich .. bis zum ersten Zug. Aber dazu später mehr. Zuerst eine Betrachtung meiner Mitspieler und meine Grundstrategie:

- Rolf ist ja ein ziemlich alter Hase in Sachen DEAC, seine bisher einzige Ludo-Partie 444 war auch meine Einsteigerpartie (Ich wurde Siebter, er Sechster). Und somit der einzige nicht Unbekannte für mich. Aus 444 hatte ich ihn als dauernervigen Verhandler und Mega-Intriganten in Erinnerung (Immer dieser blöde Einfluss anderer Partien...). Ich war also von vorn herein vorsichtig, zum Glück war er ja nicht mein Nachbar.

- Julian als Deutscher konnte von uns allen die ruhmreichste Ludo-Historie aufweisen. Also war ich auch hier vorsichtig, da ich mich ein gewissermaßen fürchtete, schnell unter die Räder zu kommen, wenn er gleich wächst... Also warnte ich seine anderen Nachbarn ein wenig vor ihm von vorn herein...

- Die anderen Mitspieler waren sowohl in der Ludo-DB noch nicht viel aufzuweisen als auch in meinem Gedächtnis keine Erinnerungen hinterlassen. Also eine gewisse Freude, mit "Newbies" hantieren zu dürfen...

2. Strategie
Erste Kontakte Prinzipiell neige ich als Russe ja zu einer Allianz mit Österreich. Das ist für beide schön, wenn man's richtig macht hat T schon in 1901 keinen Aufbau... Weil immer das Gleiche aber langweilig ist, tendierte ich in diesem Fall zu einem Juggernaut. Der erschien mir im Angesicht der DM-Regeln auch als angebrachter. Von vorn herein durchgezogen ist dieses Bündnis IMHO unschlagbar in diesem Modus und bedeutet für beide das sichere Erreichen des Halbfinals. Jens erschien auch recht willig. Trotzdem gab es natürlich auch Verhandlungen mit Österreich, der F1901 Zug sollte keinen der beiden ärgern, um mir den Partner im Zweifelsfall noch aussuchen zu können. Russlands Traumpartner Italien hatte ich die Rolle zugeteilt, Österreich bloß nicht zu stützen und am besten gegen Frankreich vorzugehen. Leider machten nicht nur die anfänglichen Kommunikationsprobleme des italienischen Botschafters sondern auch unsere nicht ganz vereinbaren Ansichten die Geschickte schwierig. Charles wollte von mir eine klare Zusage, wer Feind und wer Freund ist, ich wollte das erste Jahr abwarten und dann entscheiden. Andrerseits machte Charles wilde Verhandlungen mit T und Ö, wollte Gre haben. Im Norden war ich übrigens von vorn herein auf einen Stillstandkurs aus. Dort gibt es für R eh nicht viel zu holen. Am liebsten wäre mir eine gütliche Einigung mit England in Skandinavien gewesen, wobei keine Gefahr für StP besteht. England-Frankreich zeichnete sich schon als Bündnis ab (Matthias Depot an der Börse!!!). Das schmeckte mir gar nicht. Daher war es mir von vorn herein wichtig England irgendwie von Skandinavien wegzulenken und gegen F zu hetzen. In diesem Punkt war ich mir mit Julian einig, der sich als mein engster Verbündeter abzeichnete. Es hatte übrigens auch Versuche von F (oder war es sogar D gewesen) gegeben, eine Achse Paris-Berlin-Petersburg zu etablieren. Ich glaubte aber nicht dran und sollte auch Recht behalten. Mit Rolf brachen die Kontakte schnell ab, seine Mails waren nicht sehr stichhaltig (und deutlich weniger Energie geladen als in 444)

3. Die ersten Jahre
 "Oh mann!" konnte ich nach den ersten beiden Zügen nur sagen. Von vier Nachbarn waren drei gegen mich gezogen: Auf dem Balkan gab es ein festes Ö-T-Bündnis gegen mich und D ließ mich zwar nach Schweden, machte aber klar, dass er es sich im Jahr danach holen wollte (Den-Bal, Kie-Den). Einzig England hatte seine Versprechen gehalten und stand nur mit einer Flotte in Norwegen. Ich revanchierte mich mit england-freundlichen Aufbauten. Und dann begann im Norden der lange zähe Stellungskrieg. Kurzfristig gesehen hätte ich jetzt sicher mit E gegen D vorgehen müssen, der Wille war von ihm aus da. Ich fürchtete das ganze aber. Denn wenn ich den Engländer nach Den unterstütze, was hindert ihn daran, mir im nächsten Swe abzunehmen? Das Bündnis E-F wurde immer offensichtlicher, daher war mir das Eisen zu heiß. Glücklicherweise erkannte auch Julian die Gefahr im Westen (den er sich schön geöffnet hatte - "wie kriegen wir die Flotte in der Ostsee an einen Platz, wo sie Sinn macht?") und war von seiner Idee, Schweden zu nehmen, abgewichen. Dann kamen viele Mails mit beiden Seiten, aber vor allem Erhaltung des Status Quo im Norden. Und mein Kurs war klar: Steht keine englische Flotte im Kanal, gibt es keinen Support nach Den.

Im Süden war die Situation da schon kritischer und interessanter. Da Stefan ja noch nicht im F1901 in Gal gestanden hatte, war ich zunächst noch relativ gut aufgestellt. Mit Stefan hatte ich gute Kommunikation trotz der Feindschaft auf dem Brett. Er zog sein Ding jetzt aber durch, sagte mir aber Fairerweise, was auf mich zukommt. Jens dagegen positionierte sich als kotzbrockiger Siegertyp: Nach dem H1901, wo er mit Ö's support nach Rum kam, erhielt ich eine Mail von ihm, die nicht viel mehr enthielt, als "Und?", so nach dem Motto "Sieh mal, was ich Tolles erreicht habe, den Ösi für mich gewonnen! Und was willst du arme Wurst nun tun?". Von daher war meine Sache klar: Wenn es für mich eine Chance zum Überleben gibt, dann mit Ö. Also versuchte ich Stefan weiter zu überreden. Kurz vor H1902 kam dann die entscheidende Nachricht aus Wien: "Ich greife Rum an". Damit war ich vorerst gerettet. Stefan hatte sich auch an der großspurigen Art des Sultans gestört und war nun drauf und dran den Rest des Spiels an meiner Seite zu gehen, und das war ich auch...

Was die ganze Sache etwas unschön gestaltete, war der Kurs Italiens. Charles verschenkte Tun an Frankreich und positionierte sich auch sonst als prima Punktelieferant für le President. Nebenbei besetzte er aber Griechenland und sorgte so für etwas Würze bei der Schlacht um den Balkan. Wobei ich hier aber kaum mit ihm kommunizierte, da sein fester Partner der Sultan war, der sollte später Mittelsmann sein...

4. Entscheidung im Norden
 Abgesehen davon, dass Julian langsam auseinander genommen wurde, war die Nordfront ganz gut zu halten. Ich schrieb mir die Finger wund mit Mails an Matthias, der dann ständig auf große Teile meiner Mails überhaupt nicht einging. So entwarf ich ihm des öfteren Pläne für sichere VZ-Gewinne auf dem Kontinent. Aber er war stur. Und das blieb ich dann auch. Denn eins war mir klar: So lange das Bündnis E-F besteht, hat England kein Interesse an einem langfristigen Bündnis mit mir. Die Entscheidung im Norden war dann ein dummer Fehler von mir. Ich vergaß die Abgabe der zweiten Phase und hatte auch keine Sicherheitszüge abgegeben. So wurde meine verdrängte Einheit in Schweden aufgelöst und auch keine neue Einheit nicht nachgebaut. Diese eine Einheit in dem Jahr hätte das Spiel im Norden noch deutlich verzögert. Natürlich war damit klar, dass ich England keinen Schaden anrichten wollte (wie im ganzen Spiel nicht). Leider ließ sich Matthias nicht mehr davon abbringen, mich von Norden her aufzufressen und nutze diese Nettigkeit von mir schamlos aus (Hätte er anders gehandelt, wenn ich absichtlich nett gewesen wäre ???)

5. Hick-Hack im Süden 
Tja, es hätte alles so schön sein können. Mein Bündnis mit Österreich war ja ganz viel versprechend, ABER: - Eine Türkei zu besiegen ist immer langwierig und hätte uns im Westen zu sehr geschwächt. - Charles übte seine Rolle als Frankreichs Helfer weiter mit Bravour aus, indem er sich jetzt gegen Österreich wendete Deswegen kam mir eine Blitzidee! Die Wiederentdeckung des Juggernauts! Dass Jens dazu jetzt überreden wäre, stand außer Frage und sein treuer Verbündeter Italien war ja auch gegen Österreich. Diesem eine Zug, ich glaube es war H1903, gingen unzählige Mails mit allen Seiten voraus. Mit Österreich entwickelte ich die beste Verteidigungsstrategie gegen Österreich und die Türkei. Letzterer zeigte ich dann, wie genau man die Verteidigung brechen konnte und Charles musste einfach halten! Es wäre seine letzte Chance gewesen, das Spiel noch zu überleben (Aufbauen wäre auch mal nicht schlecht gewesen *g*). Denn dadurch wäre ich nach Bud gekommen und Österreich so gut wie am Ende gewesen. Aber Charles griff Tri an, bouncte mit der Österreichischen Verteidigung, ich bouncte auch, Österreich baute noch auf und mein schneller Aufstieg im Süden war wieder gestoppt. Ich war im Norden zu beschäftigt, um voll im Süden zuschlagen zu können. Zudem schrie Julian nach Support gegen Frankreich.

Was dann folgte, war wie so vieles in diesem Spiel mal wieder sensationell. Nach zwei ziemlich dummen, unüberlegten Mails meinerseits an Österreich, die ich nach gewohnt stichfesten Antworten aus Wien wieder geradebügelte, freundete ich mich (genau wie zu Beginn des Spieles anders herum...) mit Stefan wieder an. Und so entwickelte ich in einer stillen Minute die Idee des "erweiterten Juggernauts" aus R, Ö und T. Die Chance war da, der Balkan war aufgeteilt, so das alle hätten zufrieden sein können. Meine Idee war in etwa, das die Türkei sich voll auf die See beschränkt, Österreich nach Italien und darüber hinaus geht und ich die schwindenden deutschen Stellungen in der Mitte ersetzte. Leider baute Jens keine Flotte auf und ließ so die Mittelmeerherrschaft dem Franzosen. Überhaupt scheiterte der "erweiterte Juggernaut" zunächst an der Fehde zwischen Ö und T, während der Westen weiter aufmarschierte.

Das veranlasste mich, mal wieder Jens fallen zu lassen. Mit Ö klappte nämlich alles bestens. Gemeinsam stützten wir D ein wenig und Anfang 1906 war für mich klar, dass ich nicht mehr ins HF kommen könnte und bot Österreich schrittweise meine VZ an, um ihn ins VZ zu pushen. Ein oder zwei Züge später teilte Jens mir dann mit, dass er nun (jetzt erst?) seine Chancen schwinden sehe und daher mich ins HF pushen möchte. Irgendwer brachte dann noch Gerüchte in den Umlauf, dass ich T meine VZ schenken möchte, so wurde das Chaos perfekt. Das veranlasste sogar Rolf, sich mal wieder zu melden. Aus trotz sagte ich ihm nicht, was Sache ist!

Mir war aber klar, dass meine volle Unterstützung nur noch Stefan galt. Ich war ihm gewissermaßen etwas schuldig... Eine Weile sah auch Jens ein, dass ich nicht mehr ins HF wollte (aufgrund des schwindenden Nordens war das auch mit seiner Schenkung nicht zu erreichen...) und so stand irgendwann in 1907 endlich der "verkrüppelte erweiterte Juggernaut", dessen erklärtes Ziel es war "Matthias am weiterkommen zu hindern". Dafür gab es zwei Vorgehensweisen: 1. Stefan wird auf mehr VZ als Matthias gepusht. 2. Rolf macht einen Solo. Da Variante 1 immer unwahrscheinlicher wurde, wollten wir Rolf den Solo "schenken". Das führte zu etwas wahnwitzigen Zügen auf dem Balkan. Einheiten, bei denen wir erwarteten, dass sie jemanden cutten wurden supportet u.ä. So richtige aufgehen tat das "Projekt 18" aber doch nicht, gerade wo England nun auch noch Hol von Frankreich nehmen würde.

Stefan versicherte mir, Sev frei zu lassen, dass ich mich zurückziehen kann und wenigstens mit einer Einheit das Spielende erleben kann. Das er es nicht tat, freut mich. Was hätte es mir genützt, mit einer verlassenen Einheit dazustehen und dafür Stefan das HF gekostet zu haben? Es war doch zuletzt mein Ziel gewesen, genau im H1908 meine letzten VZs zugunsten Österreichs aufzugeben!

Und so freut es mich um so mehr, dass Stefan im Halbfinale steht! Congratulations! Selten war das Verhältnis mit einem Mitspieler so wechselhaft und dennoch ertragreich und vor allem immer nett. Ich will doch hoffen, dass er mit seiner konsequenten, ehrlichen Art auch das HF erfolgreich absolviert!

6. Resume: 
Zu guter Letzt möchte ich auch Rolf gratulieren. Sicher waren einige Spieler sehr nett zu ihm, aber vor allem hat er grandios gespielt! Er hätte verdienter Solosieger sein können. Hat das aber abgelehnt, um seinen Partner England ins HF zu lassen. Das nenne ich Bündnistreue! Das ist allerdings auch das einzige Attribut, was ich Matthias zusprechen kann. Bei aller Höflichkeit tut es mir dennoch schwer, ihm so recht zu gratulieren, will ich doch den Gedanken nicht los werden, dass zum einen Frankreichs Gnade und zum anderen mein entscheidender Fehler (der vergessene Rückzug) zu seinem Weiterkommen beigetragen haben... Dennoch muss man seine Leistung anerkennen, den Bitten aller Spieler, F zu stabben (und da gab es schöne Möglichkeiten...) standgehalten hat... Also auch einen herzlichen Glückwunsch!

Abschließend muss aber gesagt haben, dass mir diese Partie immer viel Spaß gemacht hat, wenngleich es nicht seltend anstrengende und unerfreuliche Verhandlungen gab. Aber das macht den Reiz des Spieles ja aus!

Ein großes Lob geht auch an Mark (mit einer Ausnahme: Standardkonformes HTML lernen wir noch mal, oder? *g*)! Nach seiner Übernahme der Partie wurde das Einhalten des Zeitplans wieder realistisch. Auch seine Großzügigkeit bei meinen zahlreichen Fast-NMRs war angesichts des engen Zeitrahmens der DM wirklich beeindruckend!

Und wie immer bedanke ich mich bei dem, der meinen ganzen geistigen Erguss über sich ergehen lässt...

Gruß, Arne.

 

Julian Ziesing 

Ein riesiges Dankeschön an Mark: Für die Mühe, das Spiel zu leiten, und für die
Anstrengungen, die du dir gemacht hast! Deine Seite ist toll - weshalb sie auch als Grundlage gedient hat, als ich mit dem Spielleitern angefangen hab :)) Dabei hast du mir nebenbei auch noch geholfen, so dass ich meine Phobie vor der Homepage-Erstellung überwinden und 538 und 545 als SL starten konnte. Man merkt auch, dass Ludo für dich ein "Spiel mit Freunden" darstellt, bei dem es vor allem um den Spaß und die Geselligkeit geht, und das habe ich sehr genossen. Einmal hast du mich sogar (darf ich das überhaupt sagen?) gewarnt, dass die Zeit des ZATs ausläuft, und mir einen NMR erspart. Danke nochmal!

Mark hat natürlich recht, dass das alles ganz anders gelaufen ist als gedacht. Obwohl ich keine übermäßigen Erwartungen hatte, das Halbfinale zu erreichen, hätte ich gern mehr vom Spiel gehabt. Für mich war schnell klar, dass sich eine Gefahr im Westen anbahnt: Matthias hatte haufenweise Aktien von Rolf gekauft, und keiner der beiden wollte sich mit mir auf etwas einlassen. Das ist für Deutschland natürlich der GAU.Was mich aber wirklich verrückt gemacht hat, war, wie beide so verschlossen, ja geradezu blind gegenüber allen Angeboten waren. Ich konnte schreiben was ich wollte, sie machten immer den Eindruck, ICH hätte SIE angegriffen. Besonders Matthias hat die Rolle des Naiven gut gespielt. Zwischenzeitlich zweifelte ich an meinem Verstand, seinem Verstand, und dem Verstand von allen, die gerade in der Nähe waren - er hat mir einfach alle Argumente aus dem Mund genommen und umgedreht. Das Schlimmste war in meinen Augen, dass es für England keinen Sinn zu machen schien, Frankreich zu unterstützen. Die Gewinne für den King waren anfangs gleich Null und auch später mager bis verhungerlich. Was sollte das?? War Matthias nur ein Doppelaccount??? (Nicht ernsthaft, aber stellt euch die Verzweiflung eines Deutschen vor, vor dessen Augen sich der Engländer brotlos für Frankreichs West-Feldzug hergibt!)
Letztendlich hat Matthias ja bei Rolf soviel Sympathie angesammelt, dass er den 2. Platz halten durfte. Das ist das Ergebnis der Tatenlosigkeit, in die wir anderen
Spieler verfallen waren - es gab keine Gegenbewegung zum Westbündnis.

Was mich überrascht hat, war, dass mir Stefan eines Tages schrieb, die anderen hätten Angst vor mir, weil ich letztes Jahr so "erfolgreich" gewesen sei, und einige meinten, ich würde intrigieren und alle gegeneinander ausspielen. Ich musste erst mal laut lachen (immerhin hatte ich gerade mal 4 Partien gespielt, und außerdem KONNTE ich gar niemanden gegen niemanden ausgespielen, denn es wollte mir ja keiner zuhören und sich niemand mit mir verbünden). Jedenfalls habe ich erfolgreich bewiesen, dass ich sehr wohl 6. werden kann ;-)

Zu allem kam für mich, oder besser gegen mich, dass die vor Partiebeginn hoch
beschworene Wien-Berliner Partnerschaft, die am liebsten bis zum Schluss hätte halten sollen, gleich von Stefan gebrochen wurde. Ich habe ihm später nie wieder völlig vertraut, aber ein Zweckbündnis zum Informationsaustausch und gegenseitiger Nichtangriff haben gehalten. Und sein Nachruf hat mich dann doch überzeugt, in ihm im Rückblick eher einen Freund als einen Gegner zu sehen. Immerhin hat er mich nie angegriffen und nach dem ersten Jahr meist fair behandelt.

Bei all dem Hin und Her um Skandinavien, meinem Überraschungsangriff auf Schweden (hätte ich gewusst wie's ausgeht, glaub mir Arne...), wechselseitigen Angriff- und Unterstützungsperioden mit Russland und der Verzweiflung an Englands Entschlossenheit, mich zu bekämpfen - also bei alledem wurde bald klar, dass Arne mein Bündnispartner sein müsste. Ein Russlandbund geht für Deutschland nicht lange gut, sagt der erfahrene Stratege, und als wir einmal Vertrauen zueinander gefasst hatten, war es zu spät, um England zu besiegen. Gleichzeitig hatten die beiden (E+F) auch schon ihre Hausaufgaben gemacht und mich beinahe vom Brett geschubst.

Italien hätte ein Bündnispartner werden können, aber wir beide hatten nie die Chance, einmal in eine Richtung vorzudringen. Charles machte mir auch bald den Eindruck, die Hoffnung aufgegeben zu haben, so dass ich mir vom Süden zwar Frieden, aber keine große Unterstützung mehr erwartete. Ich habe eher versucht, nicht Siebter zu werden ;-) Und dass er plötzlich noch mit Rolf kollaboriert hat, hat mich schon umgehauen. Aber ich hatte das Gefühl, dass wir unter anderen Umständen etwas hätten bewegen können. Und mit dem Osmanischen Reich hatte ich ja nie etwas zu tun, dafür wir beide umso mehr mit unseren Gegnern. Hallo Jens, ich bin's, der Deutsche ;-)) Vielleicht in einem anderen Leben, unter einem günstigeren Stern...

Gratulation an Rolf, der sehr eine überzeugende Art haben muss so wie er fast alle für sich eingenommen hat, auch an Matthias den Schauspieler, der ja letztendlich doch noch einen Halbfinalplatz abgesahnt hat, und Stefan - zum Glück ist noch ein Dritter weitergekommen, einer derer, die zum Schluss gegen E+F gekämpft haben, ein kleiner Trost immerhin - obwohl ich es Arne auch sehr gegönnt hätte. Natürlich bekunde ich nach Spielende meinen Respekt für die Sieger, es war ein Spiel, also meine aufrichtigen Glückwünsche. Außerdem danke an alle, es war ein faires Stück Diplomacy. Und es war spannend und haaregrauwerdenlassend verrückt ;)

Bis zum nächsten Mal, dann garantiert mit anderer Länderverteilung, viel Glück den Halbfinalisten, und einen angenehmen Frühling,

Julian

 

Charles Féaulx d.l. Croix 
"Der Handwerksmann, der's allzugut will machen, verdirbt aus Ehrgeiz die Geschicklichkeit."  (William Shakespeare)

Tja, das sollte ich mir womöglich zu Herzen gehen lassen. Nun, als ich Italien zugelost bekam *seufz*, so wollte ich einen Weg finden, der mir erlauben würde den doch allesamt recht problematischen strategischen Optionen zu entgehen, die sich Rom präsentieren. Ein Frankreichfeldzug ist höchst problematisch und gleicht oftmals dem fruchtlos gegen eine Wand Anstürmen. Gleichermaßen birgt ein Österreich-Feldzug nach dessen Vollendung Probleme. Man kann hiernach einer ungleich stärkeren RT-Allianz entgegenstehen. Ich wollte dies Risiko nicht eingehen und habe vorschnell diese Option verworfen.

So wollte ich mit Österreich einen Lepanto-Angriff starten. Doch, da ich mich nicht bis zur Eroberung Smyrnas (ein schwieriges Unterfangen) allein mit Tun begnügen wollte, wollte ich mit ein wenig Druck Österreich davon überzeugen, daß Italien Griechenland zusteht. Und der Herzog willigte schließlich ein. Allerdings brach er sein Wort im Herbst.

Ich erkannte dann, daß dies nicht klug gewesen war. Ich stand da mit drei Einheiten wie zuvor. Und war erbost, gegen mich selbst dafür daß ich mich in diese missliche Lage hineinmanövriert hatte und gegen Wien, welches doch - so befand ich - einen recht herabschauenden und abschätzigen Ton kultivierte. So schmiedete ich Rachepläne und mit, wenn ich mich recht erinnere, türkischer Hilfe nahm ich im folgenden Jahr das schöne Hellas.

Dann habe ich leider den Aufbau versäumt. Das war wohl in den letzten Dezemberwochen. Da ich nichts von dem Spielleiter hörte, nahm ich fälschlicherweise an, daß die Aufbauten verschoben waren, weiß auch nicht wie ich darauf kam. Durch dieses Versäumnis was Tunis verspielt und ich sah mich kaum in der Lage Frankreich zu trotzen. Und es war noch eine Rechnung mit Österreich offen. Ich muß sagen, daß eigentlich ein solcher Rachegedanke ansonsten nicht meine Politik bestimmt, aber ich hatte die pragmatische Gleichgewichtspolitik über den Haufen geworfen.

Ich schloß mich Frankreich an. Mir war durchaus klar daß ein Stab gut möglich war, aber ich hatte Italien als Marionette Frankreichs angeboten und wollte lediglich meinen eigenen Feldzug fortsetzen.

Alles keine Ruhmesleistung. Mein schlechtestes Spiel. Und mein erstes Mal Italien, sieht man von einer kurzen FtF Episode ab. Ich entschuldige mich dafür, daß ich dem Spielleiter Kummer bereitet habe und bereue, daß ich nicht mit Österreich mich versöhnt (der zu Recht Kritik an meiner Spielweise wohl anklingen lassen wird) und gleich gegen Frankreich gezogen bin. Nun denn, ich will daraus lernen und in Zukunft vernünftiger spielen.

Charles.

 

Mark Hachenberg 

Da hat mich doch der Stefan echt dazu überredet auch meine Kommentare abzugeben. Na gut. Bei so einer verwirrenden Partie, bei der ich es als SL selbst kaum erwarten konnte endlich alle Züge zu bekommen macht es wahrscheinlich Sinn ;-)

Ich habe die Partie von Markus vor dem Frühjahr 1903 übernommen. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich noch nicht ein Bündnis erkennen. Diese Situation hat sich bis auf das englisch-französische Bündnis lange nicht geändert. Immer wenn ich dachte, ach so läuft der Hase.....Bumms, alles wieder anders!

Kurios war schon, dass Tun 1903 immer noch Neutral war. Österreich hatte ich keine Chancen mehr gegeben, sah doch alles nach einem I/T/R-Bündnis aus. Auch Italien hatte im anbetracht der französischen Übermacht im Westen wohl nicht mehr lange zu lachen. Von Rolf und Arne hatte ich mir im Vorfeld schon Aktien beim Börsenspiel gesichert ;-) Deutschland lag ja eigentlich noch ganz gut aber da habe ich auch noch nicht das später doch sehr offensichtliche E-F Bündnis erkannt.

Im Herbst 04 gabs dann die ersten Paukenschläge. Italien wurde bis auf eins Deutschland auf 2 VZ runtergestuzt. Ich war mir sicher, dass Östereich im kommenden Frühling Venedig einnimmt und somit auch das letzte italienische VZ
fiel. Dieser Herbst war auch entscheidend für Arne, der seinen Aufbau nicht schickte und damit sein Ende einläutete.

Der Frühling 05 brachte meine intakte SL-Welt schwer ins wanken. Österreich ging nicht nach Venedig und Frankreich konnte kampflos weiterwachsen. Italien war allerdings erwartungsgemäß am Ende. Meine angedachten Bündnisse
hielten auch nicht das was sie versprachen, war ich mir doch sicher das es ein R/T Bündnis gab. Aber T griff seine beiden Nachbarn ohne Erfolg gleichzeitig
an. Spätestens hier war klar das Rolf nicht mehr aufzuhalten ist.

Der Balkan war für mich nicht zu durchschauen. T supportet R nach Rum, der will aber garnicht dahin. Ö steht ein bischen rum und passt auf das nix verloren geht und von Westen kommen bedrohlich die blauen Flotten.

1906 ist das Ende für Julian gekommen, der sich das doch alles so anders vorgestellt hat ;-) Arne hat nur noch ein Ziel und das ist England das Leben möglichst schwer zu machen. Zu diesem Zeitpunkt denke ich auch noch, dass Frankreich Österreich als Juniorpartner hat. Aber auch da kam wieder mal alles anders. 

Frankreich dehnt sich auf 16 VZs aus und ich konnte mir bildlich vorstellen wie Matthias auf der Insel ins schwitzen gekommen ist. Die Bande im Süden und Osten schmieden Ihren teuflischen Plan Frankreich zum Solo zu verhelfen, was wie wir wissen ja nicht wirklich geklappt hat, da England den Braten schon gerochen hat und sich auf den Weg in die französischen Provinzen Holland und Kiel gemacht hat. Am Schluss haben sich R und T zusammengerauft um wenigstens Österreich die kleine Chance aufs HF zu verschaffen und ihn noch auf 8 VZs gebracht bevor sie sich ebenfalls vom Brett verabschiedeten.

Ich kann nur wenig das wiedergeben was in meinem Kopf vorging als ich die Befehle bekommen habe. Ich war eigentlich jedes mal überrascht und verwundert. Es ergab alles keinen Sinn. Es schien, als würden die Bündnisse (ausser F/E) jedes Mal neu gebildet. Dadurch hat es mir allerdings wirklich sehr viel Spaß gemacht die Partie zu leiten, auch weil es kurz vor Schluss schwer nach einem Solo aussah war es bis zuletzt spannend. Ich möchte mich bei Euch allen bedanken, auch für die Kommentare die Ihr bei den Befehlen verschickt habt um mich halbwegs auf dem Laufenden zu halten. 

Natürlich auch noch mal Glückwunsch an die 3 Halbfinalisten. Wäre klasse wenn Ihr  auch das Finale erreicht (ausser Stefan ;-0) )

Mark